Yoga Nidra: Resilienztraining (nicht nur) für Hochsensible

Hochsensibilität ist ein angeborenes Persönlichkeitsmerkmal. Hochsensible Menschen zeichnen sich unter anderem dadurch aus, dass sie äussere und innere Reize anders verarbeiten als normal sensible Menschen; sie neigen durch eine gesteigerte Reizaufnahme zu Reizüberflutung. Anhaltende Reizüberflutung schwächt das vegetative Nervensystem.

 

Ich bin hochsensibel, und ja, ich leide manchmal unter dieser Reizüberflutung. Meine tägliche Yoga-Nidra-Praxis kann eine angeborene neuronale Eigenschaft nicht „wegmachen“. Was sie aber kann, ist mich regelmässig wieder in eine tiefe Entspannung führen und mir damit aktiv zu Regeneration verhelfen.

 

Bewusster oder dynamischer Schlaf

 

Yoga Nidra ist eine Tiefenentspannungstechnik, eine angeleitete Meditation. Yoga meint dabei Bewusstsein, Nidra Schlaf, also bewusster Schlaf. Yoga Nidra meint auch einen Bewusstseinszustand: Es ist der Zustand zwischen Wachsein und Schlafen, die Übende pendelt dabei zwischen Wachsein und Schlafen, weshalb Yoga Nidra auch dynamischer Schlaf genannt wird. Zeichnet man die Hirnwellenmuster während des Yoga-Nidra-Zustands auf, so zeigen sich Alpha-Wellen, abwechselnd mit Beta- und Thetawellen. In der Psychologie wird der Zustand zwischen diesem Wachsein, in dem wir bewusst wahrnehmen und nach aussen gerichtet sind, und Träumen, dem Zustand, in dem unterbewusstes, inneres Erleben in den Vordergrund rückt und die Aussenwahrnehmung langsam erlischt, hypnagogische Grenzlinie genannt. In dieser Übergangsphase vom Wachsein zum Träumen setzt eine tiefe Entspannung ein.

 

Während der Yoga-Nidra-Praxis, wie sie Swami Satyananda Saraswati, ein indischer Mönch, entwickelt hat, üben wir diese Übergangsphase, den hypnagogischen Zustand und damit die tiefe Entspannung, auszudehnen. Der Ablauf während Yoga Nidra folgt einem bestimmten Muster, das zu einem Wechsel zwischen Aussenwahrnehmung und Innenwahrnehmung führt und so in eine tiefe Entspannung. Dabei schläft der physische Körper – doch der Geist bleibt wach bzw. wir versuchen dabei, immer einen Rest Wachbewusstsein aufrecht zu erhalten.

 

Selbstregulation auf allen Ebenen

 

Ein wichtiger Teil von Yoga Nidra ist das Kreisen der Wahrnehmung durch den Körper, ein Bodyscan, bei dem über bestimmte Körperteile systematisch verschiedene Hirnzentren stimuliert werden, und zwar die gesamte Hirnrinde von innen nach aussen, über die sensomotorische Rinde. Über eine gesteigerte Körperwahrnehmung erreichen wir eine Beruhigung unseres ganzen Systems. Die tiefe Entspannung ermöglicht eine Selbstregulation auf der körperlichen, emotionalen und geistigen Ebene. Alle positiven Wirkungen von Yoga Nidra sind auf diese tiefe Entspannung auf allen Ebenen zurückzuführen: verbesserte Regeneration, dadurch Stärkung des Immunsystems, bessere Schlafqualität, mehr Gelassenheit und Zuversicht im Alltag, bessere Gedankenkontrolle und ein leichterer Zugang zur Kreativität, um nur ein paar zu nennen.

 

 

Hochsensibilität ist ein angeborenes Persönlichkeitsmerkmal. Resilienz meint die erworbene Eigenschaft, Lebenskrisen und den Widrigkeiten des Lebens aktiv etwas entgegen zu setzen. Yoga Nidra ist eine einfache, sanfte und mühelose Methode, um aktiv tiefe Entspannung herbeizuführen und damit eine zuverlässige Technik zur Förderung der eigenen Gesundheit – nicht nur für Hochsensible.

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