Yoga Nidra und der komplementäre Lebenslauf

Ich war die letzten Tage daran, meinem Lebenslauf ein neues Kleid zu geben. Ich war dabei technisch gezwungen, den ganzen Inhalt päckliweise zu übertragen. Diese Arbeit war emotional offenbar intensiver als erwartet. Wie schon kürzlich hat sich dabei ein interessantes Phänomen von Yoga Nidra offenbart. Während Yoga Nidra harmonisieren wir gezielt die beiden Hirnhälften, etwa indem wir unsere Körperseiten abwechslungsweise isoliert wahrnehmen, danach die Körpermitte und wie sich die beiden Körperhälften in der Mitte treffen und zu einem Ganzen zusammenfügen.

 

Mit dem Knie denken

 

Nach Abschluss des Übertragens meiner Lebenslauf-Angaben ins neue Design hat sich eine Art komplementärer Lebenslauf gezeigt – wie eine Art Gegenbild. Es kommt mir ein bisschen wie die Beuys’sche Art mit dem Knie zu denken vor – intuitiv, instinktiv, assoziativ. Meine Grosseltern mütterlicherseits, beide Verdingkinder. Eine Anhäufung von Armut, Missbrauch, Inzest in meinem Erbstrom. Selbstmord, versuchter Selbstmord. Die kindliche Ausgabe meiner selbst, eine überdurchschnittlich gute Schülerin, überdurchschnittlich schnell im Rennen und Klettern. Der Samichlaus, der mir attestiert, lieb, aber sehr laut zu sein. Wie wir in der Sterbebegleitung-Ausbildung unsere nächste Inkarnation imaginieren und die Überraschung, was ich mir dazu für Lebensumstände aussuche. Das unheimliche Gefühl als Kind, wenn ich im Haus meiner Urgrossmutter in der oberen Etage bin. Wie ich als Kindergartenkind statt nach Hause Mittagessen gehe fasziniert in die grosse Baugrube schaue. Wie ich in der Unterstufe einem deutlich älteren Jungen, der immer frech ist zu den Mädchen, eins überziehe. Die Uhr im Sandsteinhaus, deren Zeiger sich urplötzlich rasend schnell vorwärts und rückwärts bewegen.

 

Banal und spirituell

 

Und wie während Yoga Nidra spüre ich, wie sich diese beiden Lebenslauf-Hälften zu einem Ganzen zusammenfügen. Mit Yoga Nidra trainieren wir unser Hirn, die Polaritäten einer Einheit als Ganzes wahrzunehmen – Ganzheit wahrzunehmen, bei aller Gegensätzlichkeit. Kürzlich habe ich während Yoga Nidra eine körperliche Blockade wahrgenommen – und schwupps gesellte sich augenblicklich die „Lösung“ dazu. Damit ist die Blockade noch nicht gelöst – trotzdem nehme ich wahr, wie eine Instanz in mir versucht, Einseitigkeit auszugleichen. Und wie während der Yoga-Nidra-Praxis sehe ich mich von aussen, von oben, als Zuschauerin – ich blicke auf mich und meinen Erbstrom. Wie aus der Vogelperspektive nehme ich wahr, was mich hierher geführt hat, zu dem Moment, wo ich meinen Lebenslauf neu designe. Oder: Was ich alles getan habe, um diesen komplementären Lebenslauf auszugleichen. Gleichzeitig völlig banal und zutiefst spirituell.

 

Yoga Nidra überrascht mich immer wieder von neuem. Ich weiss nie, wo es als nächstes wie wirkt.

 

 

Yoga Nidra macht deinen Geist beweglich. 

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